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Texte Prosa/Drama

Auszug aus Kirstin Schwab sitzt auf dem Sarg und feiert Geburtstag, 2017

Manchmal hab’ ich das Gefühl, als hätt’ ich mich nur so durch- und hochgeschwindelt, irgendwie so durchlaviert… dieser Zwiespalt.
Als könnte mir jede Sekunde sagen: „Kirstin! Das ist ja gar nichts.“

Aber das Nichts hat schon einen Namen und einen Körper und was der Körper sagt, das hört niemand außer mir. Eine Stimme abgestürzt im Liftschacht, von der Fahrerkabine zerstoßen, von herabfallenden Menschenmänteln bedeckt, eingefleischt und zugenäht.
Sehe ich mich selbst – wie durch ein Mikroskop – in einem Nadelöhr sitzen und denke mir:
Wie bist du da hineingekommen? Wie kommst du da wieder heraus?

Dieser Zwiespalt, diese Zwillingsschwestern.
Eine Schwester immer schwächer, eine Schwester immer eine Maus.
Diese Maus, die durch den Heldenkörper flitzt, durch all die hohen Heldengänge und Muskelräume. Die Maus, das kleine Kind, das den Heldenmantel anknabbert, den Sicherheitsfaden abbeißt. Knöpfe vom Muskelschild springen oder nicht springen.
Aber jetzt bin ich schon hinauf geklettert auf den Sprungturm, jetzt ist die Energie schon im Turm, im Weg hinauf.

Der Sprung muss kommen.

Die Spaltung, dieser Zwiespalt… diese Zwillingsschwestern.
Wer bin ich zwischen der einen und der anderen?
Eine Schere, die nur schneidet, wenn sich die Klingen treffen in der Mitte?

gespannt
zerrissen
Pole
an Enden
ans Ende
wollen

brennen
frieren
tanzen
schweigen

Der Sprung muss kommen.